Vermeide diese 7 Fehler, wenn du dich nebenberuflich selbstständig machst
Von heute auf morgen einen sicheren Job aufzugeben, ist ein großer Schritt. Viele machen sich deshalb zuerst nebenberuflich selbstständig. Doch auch in der abgesicherten Variante ist Selbstständigkeit kein Selbstläufer. Welche sieben populären Fehler solltest du vermeiden, um “nebenher” erfolgreich zu sein?
Spoiler Alert – hier sind sie:
Aber eins nach dem anderen...
Deutschland im Beschäftigungsboom: Nie gab es mehr sozialversicherungspflichtige Jobs. Die Zahl der Neugründungen dagegen ist auf einem historischen Tiefstand: 2016 waren es nur noch 672.000. Es ist nicht schwierig, einen Zusammenhang herzustellen. Gleich geblieben ist, dass die meisten Gründer – circa zwei Drittel – die “sichere Variante” wählen und sich zuerst nebenberuflich selbstständig machen.
Möchtest du dir auch nebenher etwas aufbauen, dein eigener Teilzeit-Chef sein? Der perfekte Augenblick dafür ist jetzt. Solange du einen sicheren Job hast kannst du dich ohne große finanzielle Sorgen selbstständig machen und dich ausprobieren. Dank der guten wirtschaftlichen Lage findest du leichter Kunden.
Möchtest du dir auch nebenher etwas aufbauen, dein eigener Teilzeit-Chef sein? Der perfekte Augenblick dafür ist jetzt!
Auch ohne den finanziellen Druck ist eine Gründung im Nebenerwerb, wie es auf Amtsdeutsch heißt, kein Selbstläufer. Zeitmangel ist wahrscheinlich dein größtes Problem. Damit du langfristig mit deiner nebenberuflichen Selbstständigkeit erfolgreich – und glücklich! – bist, solltest du nicht die folgenden sieben Fehler machen.
1. Sei dir über deine Motivation im Klaren
Du willst ohne viel zu tun schnell reich werden, so cool wie Mark Zuckerberg sein oder willst deinem Chef nur mal zeigen, dass du alles besser kannst als er? Das sind nicht die besten Beweggründe, wenn du dich nebenberuflich selbstständig machen willst.
Viele Gründer geben einen oder mehrere der folgenden Gründe als Motivation an:
- Ich möchte mich durch ein zusätzliches Einkommen finanziell absichern oder mir einige Wünsche erfüllen.
- Ich möchte neben meinen Hauptjob etwas tun, was mir Freude macht und mich ausfüllt.
- Ich möchte mich weiterbilden und neues ausprobieren.
- Ich möchte unbedingt eine Idee umsetzen, um das Leben anderer – oder gleich die Welt – zu verbessern.
- Ich will mich selbstständig machen, möchte aber meinen sicheren Job nicht von heute auf morgen aufgeben.
Warum solltest du dir über deine Motivation im Klaren sein? Deine Nebentätigkeit wird dich Monate oder Jahre lang deine Feierabende und Wochenende kosten und dich vor viele Herausforderungen stellen. Weißt du nicht hundertprozentig, warum du all das auf dich nimmst, hältst du nicht lange durch. Wahrscheinlich wirst du bald die Lust verlieren oder angesichts von Schwierigkeiten aufgeben.
Außerdem bestimmt deine Motivation deine Strategie und hilft dir, richtige Entscheidungen zu treffen. Hast du vor, deine Tätigkeit dauerhaft nebenbei auszuüben und dir ein kleines Einkommen aufzubauen? Dann fängst du vielleicht lieber klein an, hältst die Kosten niedrig und gehst Schritt für Schritt vor. Willst du mittelfristig dein eigener Chef sein, kannst du richtig Gas geben und investierst mehr. Du verzichtest auf Urlaub um pumpst jeden freien Euro in dein Projekt.
Nebenberuflich selbstständig: Klein anfangen, Kosten niedrig halten und Schritt für Schritt vorgehen
Wenn du in einer Beziehung lebst und/oder Kinder hast, sprich auch mit ihnen über deine Motivation. Ohne ihre Rückendeckung und ihr Einverständnis, das ein oder andere Wochenende auf dich zu verzichten, wird es schwer.
2. Entwickle eine tragfähige Geschäftsidee
Willst du unbedingt „dein eigenes Ding“ machen? Guter Wille reicht nicht aus, um Erfolg zu haben. Um Geld zu verdienen brauchst du eine gute Geschäftsidee beziehungsweise ein tragfähiges Geschäftsmodell. Damit ist gemeint: Dein Business muss genug abwerfen können, um alle Kosten zu decken und dir im Vergleich zu deinem Arbeitsaufwand mindestens ein angemessenes Gehalt zu zahlen. Ansonsten ist es lukrativer, du machst einfach ein paar Überstunden.
Ein gutes Geschäftsmodell für Selbstständige setzt sich aus drei Faktoren zusammen. Zwei davon sind eng mit dir als Person verknüpft. Eine Idee eignet sich dann für die Selbstständigkeit, wenn...
- du die dafür erforderlichen Fähigkeiten besitzt.
- du die damit verbundenen Aufgaben liebst oder zumindest gerne tust.
- es Nachfrage gibt beziehungsweise genügend Menschen bereit sind, für das betreffende Angebot zu bezahlen.
Deine perfekte Geschäftsidee liegt in der Schnittmenge dieser drei Faktoren. Finde etwas, das du gut kannst, das du liebst und das nachgefragt wird. Auf die ersten beiden Faktoren hast du großen Einfluss. Du kannst dir erforderliche Kenntnisse aneignen oder dir einen Partner mit spezieller Expertise ins Boot holen. Du kannst Tätigkeiten, die du weniger magst, von anderen erledigen lassen oder mit Software automatisieren.
Gibt es jedoch keine Nachfrage nach dem, was du anbieten möchtest, kannst du wenig daran ändern. Es ist nie eine gute Idee, das dritte Nagelstudio in einem 1.000-Einwohner-Ort zu eröffnen – selbst wenn du der beste Nageldesigner des Dorfs sein solltest. Jede Idee ohne echte Nachfrage ist bestenfalls ein Hobby.
Wie erkennst du, ob dein Geschäftsmodell Erfolg verspricht, bevor du Jahre deines Lebens und viel Geld dafür investiert hast? Damit kommen wir direkt zum nächsten Fehler, den du vermeiden solltest.
3. Schiebe deinen Reality-Check nicht zu lange auf
Im Web recherchieren, den Bekanntenkreis befragen, ein Logo kreieren, eine Webseite bauen, einen Businessplan schreiben, Konzepte entwerfen… die Liste der Dinge, die du tun kannst, statt einfach zu beginnen, ist lange. Oder du entwickelst Monat um Monat an deinem Produkt, baust immer neue Features ein und strebst nach Perfektion, bevor du es einem ersten Kunden präsentieren willst.
Natürlich, Vorbereitung ist wichtig und du solltest nichts überstürzen. Doch weder akribische Planung, noch Marktforschung noch ein perfektes Produkt garantieren dir Erfolg. Jeder wird dein Angebot toll finden, wenn du ihn fragst. Ob jemand wirklich Geld dafür ausgeben wird steht auf einem anderen Blatt. Willst du wirklich herausfinden, ob jemand dein Angebot braucht? Dann finde so schnell wie möglich erste zahlende Kunden.
Angenommen, du bist Programmierer und möchtest einen Online-Kurs zum Thema „Malbolge für Anfänger“ anbieten. Es würde dich Wochen kosten, Videos und Texte für den Kurs zu produzieren. Bevor du damit startest willst du einen Praxistest durchführen. Du möchtest herausfinden, ob fünf Menschen für deinen Kurs bezahlen würden.
Dafür setzt du eine Landingpage auf, über die du deinen Kurs zum günstigen “Frühbucherpreis” anbietest. Zum Beispiel kannst du dafür die 30-tägige kostenlose Testphase der Software Unbounce nutzen. Zahlungen wickelst du über Dienstleister wie Digistore24 ab. Mit einer auf deine Zielgruppe ausgerichteten Facebook-Anzeigenkampagne bewirbst du deine Landingpage. So machst du innerhalb weniger Wochen hunderte oder tausende potenzieller Interessenten auf dein Angebot aufmerksam.
Sobald du fünf Buchungen hast, beginnst du mit der Produktion deines Kurses und professionalisierst deinen Auftritt. Deine ersten Kunden zeigen dir nicht nur, dass dein Angebot gefragt ist. Du kannst sie direkt nach ihren Wünschen fragen und dein Angebot anhand ihrer Antworten ausbauen.
Falls du statt dessen Waren verkaufen willst, kannst du einen Testlauf über Amazon oder Ebay starten, bevor du einen eigenen Online-Shop aufsetzt. Entwickelst du eine App, veröffentliche so bald wie möglich einen Prototypen oder ein MVP (Minimum Viable Product) und nutze das User-Feedback für die Weiterentwicklung.
Habe Mut und stehe dazu, dass dein Angebot noch nicht perfekt ist. Im schlimmsten Fall zahlst du den ersten Kunden ihr Geld zurück. Es gibt keine Ausrede, deine Geschäftsidee nicht so schnell wie möglich in der Realität zu testen.
4. Kümmer' dich nicht um alles selber
Zeit ist dein absoluter Engpass, wenn du dein Business neben deinem 40-Stunden-Job betreibst. Umso wichtiger ist es für dich, dich auf die wesentlichen Aufgaben zu konzentrieren. Um Geld zu sparen erledigen viele nebenberuflich Selbstständige erst einmal alles alleine: Produktentwicklung, Marketing, Vertrieb, Finanzen, Büroarbeiten. Allerdings verzettelst du dich dabei leicht. Die vielen Routineaufgaben kosten nicht nur wertvolle Zeit. Wenn dir deine Buchhaltung schlaflose Nächte beschert bleibt auch der Spaß auf der Strecke.
Idealerweise gründest du zusammen mit einem Partner, der dich ergänzt. Er kümmert sich um die Dinge, die du nicht kannst oder magst, und andersherum. Wenn du so einen Partner hast: Herzlichen Glückwunsch! Wenn du keinen hast und trotzdem nicht alles alleine machen möchtest, heißt das nicht, dass du gleich Mitarbeiter einstellen musst.
Es fängt mit einem guten Steuerberater oder einer Buchhaltungshilfe an, die dir Papierkram abnehmen. Recherche, Schreibarbeiten und Telefonate gibst du an virtuelle persönliche Assistenten (VPA) ab, die diese Aufgaben zum günstigen Stundensatz erledigen. Ein Logo oder Werbebanner erstellen dir gerne tausende Freelancer aus der ganzen Welt über Plattformen wie fiverr oder upwork.
Viele lästige Aufgaben schaffst du dir komplett vom Hals, indem du sie durch clevere Software automatisch erledigen lässt. Über Tools wie Zapier kannst du hunderte verschiedener Tools miteinander verknüpfen und so zum Beispiel aus Anfragen über deine Webseite automatisch eine Aufgabe in deiner To-Do-App erstellen.
Es gibt Lösungen, die automatisch Beiträge in den sozialen Netzwerken veröffentlichen und aus Powerpoint-Präsentationen animierte Videos erstellen. Die Auswahl ist fast grenzenlos. Viele davon kannst du in begrenztem Umfang oder für ein paar Wochen kostenlos nutzen. Und selbst wenn du monatlich zehn oder zwanzig Euro dafür bezahlen musst: Ist die Zeit, die sie dir sparen, nicht viel mehr Wert?
5. Unterschätze den Bürokratie-Dschungel nicht
Sich nebenberuflich selbstständig zu machen ist in mancher Hinsicht einfacher, als Vollzeit-Gründer zu sein. Es wäre allerdings falsch zu glauben, dass du das ganze Thema Recht und Steuern auf die leichte Schulter nehmen kannst, weil du dir nur ein Taschengeld dazu verdienst. Prinzipiell gelten für dich genau die gleichen gesetzlichen Pflichten. Um folgende Bereiche solltest du dich gewissenhaft kümmern:
- Themen zur Gründung: Freiberufler oder Gewerbetreibender, Umsatzsteuerpflicht, Sozialversicherungspflicht, Verdienstgrenzen, Rechtsform, Scheinselbstständigkeit, etc.
- Anmeldung beim Finanzamt und/oder beim Gewerbeamt
- Meldung beim Arbeitgeber
- Mitgliedschaft in Berufskammern o.ä. bei erlaubnispflichtigen Berufen
- Regelmäßige Buchhaltung und ggf. Umsatzsteuervoranmeldung
- Jahresabschluss und Einkommensteuererklärung
- Marken- und Wettbewerbsrecht
- Berufs- oder Betriebshaftpflichtversicherung
- Datenschutz nach DSGVO, wenn du mit personenbezogenen Daten arbeitest (z.B. E-Mail-Adressen)
Diese Liste ist nicht abschließend. Hier findest einige weitere Erklärungen dazu, worauf du achten musst. Die Aufzählung soll dir keine Angst machen. Im Endeffekt ist es meist simpler als gedacht, vor allem wenn man sich fachkundig beraten lässt und einmal zu Beginn alles sauber vorbereitet. Informiere dich aber auf jeden Fall, welche Pflichten du erfüllen und welche Regeln du einhalten musst. Du willst nicht, dass irgendwann der Finanzprüfer auf deiner Matte steht oder dir eine Abmahnung ins Haus flattert. Solche Dinge können aus einem netten Nebenverdienst schnell ein teure Angelegenheit machen.
6. Setz' dir klare Ziele
Nebenberuflich selbstständig zu sein ist ein ständiger Balanceakt zwischen Hauptberuf, Familie, Freizeit und eben deinem Projekt. Dein innerer Schweinehund und deine Gesundheit mischen ebenfalls mit. Willst du dich nicht umsonst aufreiben und deinen Burn-Out riskieren, musst du dir SMARTE Ziele setzen. Also realistische Ziele, die du nachweisbar bis zu einem bestimmten Termin erreichen möchtest. Ziele helfen dir, deine Kräfte richtig einzuteilen und Prioritäten zu setzen. Nimm dir Ziele vor wie:
- In vier Wochen möchte ich den ersten Verkauf über meinen Online-Shop machen.
- In einem halben Jahr möchte ich ein monatliches Einkommen von mindestens 200 Euro generieren, bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von maximal vier Stunden.
- In einem Jahr möchte ich meinen Job kündigen und voll in die Selbstständigkeit wechseln.
Brich die Ziele in einzelne Meilensteine und Aufgaben herunter und plane den Weg bis dorthin. Berücksichtige, wie viel Zeit du einsetzen kannst und vergiss nicht, Puffer einzubauen. Dadurch erkennst du recht schnell, ob die Ziele realistisch sind. An dieser Stelle kann dir ein Projektmanagement-Werkzeug wie Planio helfen, die Übersicht zu behalten.
An Zielen kannst du nicht nur deinen Erfolg messen. Sondern auch deinen Misserfolg, so uncool das klingen mag. Es geht nicht darum, ob du vielleicht ein paar Wochen länger für ein Ziel brauchst oder Anpassungen vornehmen musst. Das ist normal. Nach einiger Zeit stellst du vielleicht fest, dass sich dein Geschäft finanziell nicht auszahlt oder du den Stress auf Dauer nicht aushältst. Sei so ehrlich, dir das einzugestehen. Verbuche es als Erfahrung, konzentriere dich auf etwas Neues oder betreibe die Sache ohne Druck als Hobby weiter.
7. Vernachlässige deinen Hauptjob nicht (gleich)
Du hast die perfekte Geschäftsidee, bist heiß auf Erfolg und dein nebenberufliches Business läuft wie geschmiert? Es ist verlockend, deine Projekte auf Kosten des Hauptjobs zu betreiben, vielleicht sogar während der täglichen Arbeitszeit mal schnell das ein oder andere zu erledigen. Schließlich arbeitest du lieber für dein eigenes Konto, statt für das deines Chefs. Widerstehe diesem Drang.
Melde deine Nebentätigkeit bei deinem aktuellen Arbeitgeber an. In der Regel enthalten Arbeitsverträge einen Passus dazu. Tust du das nicht, drohen dir arbeitsrechtliche Schritte bis hin zur fristlosen Kündigung. So hast du dir deinen Einstieg in die hauptberufliche Selbstständigkeit nicht vorgestellt.
Dein Job ist deine wichtigste Einkommensquelle und ermöglicht dir überhaupt erst, nebenher ein Business aufzubauen. Du weißt nicht, wie lange du diesen Job noch brauchst. Selbst wenn du vorhast, bald zu kündigen: Verbrannte Erde zu hinterlassen ist eine ganz schlechte Taktik. Dein Ruf als unzuverlässiger, unehrlicher Mensch wird dir kaum auf deinem weiteren Weg helfen. Dagegen kommt es oft vor, dass ehemalige Arbeitgeber oder Geschäftspartner zu den ersten Kunden eines Selbstständigen gehören.
Du willst dich nebenberuflich selbstständig machen? Starte heute!
Eine nebenberufliche Tätigkeit wird dich reich, glücklich und berühmt machen – oder dich deinen letzten Nerv kosten. Wie du dabei die sieben häufigsten Fehler vermeiden kannst, weißt du jetzt. Wenn du es richtig anstellst, kann du dir mit einem nebenberuflichen Business ein schönes Finanzpolster aufbauen, dich kreativ ausleben oder einen Grundstein für deine spätere Karriere als Unternehmer legen. Ganz egal, welches Ziel du genau hast, das Wichtigste ist: Leg los. Starte heute!